Es fühlt sich an, als würden wir alle gemeinsam in einer riesigen Irrenanstalt leben. Tag für Tag sehen wir, wie die Politik Entscheidungen trifft, bei denen man sich fragt: Haben die da oben überhaupt noch irgendeinen Bezug zur Realität? Zur Menschlichkeit?

Besonders deutlich wird das in der Pflege. Einer Branche, die eigentlich das Herz einer solidarischen Gesellschaft sein sollte. Doch stattdessen wird sie wie ein Konzern geführt – mit dem Ziel, möglichst viel Geld zu sparen und möglichst hohe Profite einzufahren. Der Mensch? Der ist längst zur Randnotiz geworden. Ein Kostenfaktor. Eine Nummer.

Und während Pflegekräfte unter katastrophalen Bedingungen arbeiten, während sie ihre Gesundheit und oft auch ihre psychische Stabilität opfern, um das System irgendwie am Laufen zu halten – diskutiert die Politik ernsthaft darüber, Roboter in der Pflege einzusetzen. Maschinen sollen sich um unsere alten, kranken oder sterbenden Angehörigen kümmern. Kalte Technik statt menschlicher Nähe. Das ist keine Zukunftsvision, das ist eine Dystopie.

Doch was bedeutet es eigentlich ganz konkret, wenn kein Pflegepersonal mehr da ist?

Es bedeutet: Pflegebedürftige Menschen liegen stundenlang in ihren Ausscheidungen, weil niemand Zeit hat, sie zu waschen.

Es bedeutet: Alte Menschen sterben einsam, weil niemand da ist, der ihnen die Hand hält.

Es bedeutet: Schmerzmittel werden zu spät gegeben, Wunden nicht richtig versorgt, Körper nicht bewegt – was zu Leid, Infektionen und einem unwürdigen Lebensende führt.

Und ja, es bedeutet auch Triage – ein Begriff, den viele bisher nur aus der Notfallmedizin oder Katastrophenszenarien kennen. Doch sie ist längst Realität in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Es bedeutet: Entscheidungen müssen getroffen werden, wer zuerst versorgt wird – und wer warten muss. Wer noch eine Chance bekommt – und wer nicht. Pflegekräfte müssen Prioritäten setzen, weil sie nicht mehr allen gerecht werden können. Weil sie zu wenige sind. Weil sie keine Zeit haben.

Diese Form der Triage ist schleichend, unsichtbar für die Öffentlichkeit – aber sie findet statt. Jeden Tag. In jeder Schicht.

Und was tut die Politik? Sie redet von Digitalisierung, von Effizienz, von innovativen Lösungen – doch eigentlich geht es nur um eines: Noch mehr sparen, noch mehr automatisieren, noch weniger Personal. Roboter sollen übernehmen, Algorithmen Entscheidungen treffen, Pflegekräfte durch Technik ersetzt werden. Doch Technik kennt keine Empathie. Sie kennt keine Intuition. Sie kann kein menschliches Leid erkennen, keinen Trost spenden, keinen letzten Blick erwidern.

Was hier passiert, ist nicht nur unmenschlich – es ist zutiefst krank. Wir leben in einem System, das die Schwächsten im Stich lässt und den Profit über die Menschenwürde stellt. Und ja, es macht wütend. Es macht hilflos. Es fühlt sich an, als wären wir nur noch Zuschauer in einem System, das völlig entgleist ist.

Aber genau deshalb dürfen wir nicht schweigen. Wir müssen hinschauen, laut sein, unbequem bleiben. Für all jene, die sich nicht mehr wehren können. Für all jene, die auf Pflege angewiesen sind – heute, morgen, irgendwann. Denn was wir brauchen, ist keine Maschine am Pflegebett. Wir brauchen Menschen. Mit Herz, mit Zeit, mit Würde.

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