Bevor meine Recherchen zur veganen Ernährung begannen, da hatte ich einen Streit. Eine meiner besten Freundinnen war schon seit einigen Jahren Veganerin und wir hatten nur 1-4x im Jahr Kontakt. Ich erzählte ihr total erfreut, dass ich wieder Vegetarierin geworden bin und dachte sie würde sich ebenso freuen, wie ich. Dem war aber nicht so. Sie machte mich an und ich spürte ihren Schmerz heraus. Sie sagte mir Dinge wie, geh doch bei einer deiner Nachbarn klingeln, dann kannst du dort bei einer Schwangeren Frau an der Brust saugen und Milch trinken. Unser Gespräch fand kein Einklang mehr und beidseits deprimiert trennte sich unsere Kommunikation.
Ich fing an zu grübeln, wie immer wenn mir jemand Kritik äußert. Als erstes denke ich immer darüber nach, wie ernst ich die Kritik meines Gegenübers nehmen kann. Nicht immer ist Kritik konstruktiv. In diesem Fall musste ich mir aber tatsächlich eingestehen, dass meine Freundin mit ihrer Kritik an mich total recht hatte. Egal was ich im Internet zu Nutztieren suchte, es war immer mit Qual und Leid verbunden und das wollte ich nicht mehr.
Schließlich bewies meine Freundin, dass sie trotzdem überlebte und ich entschloss mich nun Vegan zu leben. Ich finde es total klasse, dass ich über meinen Konsum die Macht habe und dadurch, dass ich auf einige Produkte verzichte, ich positiv in die Welt eingreifen kann. Am Anfang war es ziemlich zeitaufwendig, denn man stellte erst jetzt fest, wo überall tierisches drin steckt. Doch nun ist es wie ein Leben davor, nur noch besser. Es fühlt sich toll und gut an, nicht alles zu konsumieren. Auch gesundheitlich merkte ich viele positive Effekte, wie mehr Kraft zu haben, kein Sodbrennen oder Erbrechen mehr zu haben. Sogar mein Stuhlgang hat sich verändert und vor allem stinkt der nicht mehr so.
Nach dem ich nun mit dem Recherchieren begann, stellte ich dabei fest, dass rotes Fleisch, mit Teer und Asbest auf der selben
Stufe im Krebsregister unter Karzinogene Stoffe zu finden sind. Das es Brustkrebs in Asien früher nicht bzw. kaum gegeben hat, seit die Asiaten den europäischen Ernährungsstil nach und nach übernehmen, gibt es nun auch dort zahlreiche Frauen, die an Brustkrebs erkranken. Ich weiß noch als ich ein kleines Kind war und Papa im Wohnzimmer Nachrichten gesehen hat, es ging um Fleischkonsum und Rinderwahn. Ich sah in dem Beitrag wie Kühe versucht haben sich auf den Beinen zu halten und hörte nur das man bei einer Infektion sterben kann. Oh, war das Geschrei groß und bis heute hat sich an all dem nicht viel geändert. Creutzfeldt-Jakob-Erkrankungen gibt es nach wie vor, genau wie Alzheimer. Mit all dem Wissen was ich nun habe und den Anblick im Krankenhaus mit den Keimen und die Erfahrungen, dass die Patienten daran versterben oder ganze Glieder amputiert werden müssen, brach in mir eine Panik aus. Insbesondere weil mein geliebter Vater schon vom gestreuten Krebs betroffen war.
Ich muss doch alle warnen, davon abhalten. Ich möchte auch gar keinen verlieren, dass tut viel zu sehr weh. Ich glaub ich habe größere Angst davor jemanden zu verlieren, als selbst zu sterben. Als erstes wollte ich natürlich meiner Familie von der tollen Lösung erzählen, die ich gefunden habe – die vegane Lebensweise. Voller Euphorie ging ich zu meinen Eltern nach Hause und begann zu erzählen, dass ich keine Tiere mehr konsumiere. Sie schauten mich an, als hätte ich Ihnen erzählt, dass ich nun als Prostituierte arbeite und abhängig von Drogen sei. Sie machten sich sorgen, ich kann ja dann nichts mehr essen und so weiter.
So und nun? Ich dachte Facebook ist ne tolle Lösung, ist ja schließlich meine Seite, niemand muss mit mir befreundet sein oder diese Beiträge lesen. Ich begann Beiträge zu teilen und wurde daraufhin verspottet und im Internet gemobbt. Das ging sogar so weit, dass einige Kunden von meinem Vater, ihn im Laden angesprochen haben. Da Papa Krebs hatte, wollte ich es immer meiden mit ihm zu streiten oder zu diskutieren und es traf mich immer schwer, wenn wir aneinander geraten sind. Ich beschloss meinen Mund zu verschließen und all den Vorwürfen nach zu gehen, die die Gesellschaft mir an den Kopf warf. Ich fand aber immer das Gegenteil heraus und stellte nur immer mehr fest, wie pervers unser westliches Ernährungsverhalten doch eigentlich ist und dass ich das definitiv nie wieder essen möchte. Ich isolierte mich mehr und mehr und lernte ganz alleine glücklich zu sein, dass es zwar schön ist, wenn man Menschen hat mit denen man sein Leben teilen kann, aber das es kein muss ist. Auf Arbeit war ich auch oft der “Buhmann”, denn auch da machte ich ja ständig meinen Mund auf, um die Patienten oder das Team zu verteidigen.
Egal wo ich nun hin gegangen bin, meine Anwesenheit hat gereicht, um Diskussionen hervorzuheben. Überall musste ich meinen eigenen Konsum rechtfertigen und erklären. Vor meiner Familie, vor Freunden, vor Bekannten, meinen Patienten, Kunden, Ärzten oder vor Kollegen. Ganz gleich wo ich war und ganz gleich wie ruhig ich war, ohne das, scheint ein aufeinander treffen mit Fleischessern nicht mehr möglich zu sein.
Es ging sogar so weit, dass einige Leute keinen Kontakt mehr mit mir wollten. Nur weil ich keine Tiere mehr esse. Wow, klasse. Das hat mich anfangs hart getroffen, hat mich aber am Ende zu einer unheimlich erfahrenen, selbstbewussten und starken Frau gemacht. In diesem Sinne vielen Dank.
Nach meiner unberechtigten Kündigung von meinem Chef, hatte ich einen Burnout. Ich verstand nun gar nichts mehr. Ich blieb mir aber immer treu, denn Lebewesen zu quälen und zu foltern kann nicht richtig sein, ganze Arten auszurotten erst recht nicht. Ich dachte mir, wer mich nicht akzeptiert wie ich bin, der hat halt Pech. Da mich das ganze trotzdem innerlich ziemlich beschäftigte, begann mein Magen sich wieder zu melden und ich hatte wieder mit dem Erbrechen zu tun. Neben dem ganzen Wahnsinn gab es immer meinen schwer erkrankten Vater und die Angst ihn zu verlieren. Ich entschied mich nach Gesprächen innerhalb der Familie, für eine stationäre Therapie, um meinen psychosomatischen Symptomen ein Ende zu setzten. Vor Aufnahme in das Krankenhaus gab es ein ausführliches Gespräch, ich glaub es waren fast 2 Stunden, 2 Stunden in dem ich einer Psychologin mein Leben schilderte. Sie äußerte nur, ach du meine Güte, was sie alles durch gemacht haben, da wäre mir auch zum Kotzen zu Mute. Wir besprachen meine stationäre Behandlung und auch meine vegane Lebensweise und wie viele Schwierigkeiten ich in der Gesellschaft deshalb habe. Es schien für das Krankenhaus alles kein Problem zu sein.
Nun war es so weit, mein Telefon klingelte und das Krankenhaus erzählte mir, dass sie nun ein Zimmer frei haben und ich morgen stationär aufgenommen werden kann. Cool, ich freute mich, denn es gibt nichts schlimmeres als ständig grundlos kotzen zu müssen. Da ich die Schwierigkeiten mit dem Essen kenne, nahm ich mir vorsorglich Nüsse, Bananen und Reis-Waffeln mit, da wusste ich noch nicht, was mich wieder mal für ein enormer Ärger erwartet. Ist auch schon ne krasse Idee und eine krasse Nummer von mir gewesen, Bananen und Nüsse mit in ein Krankenhaus zu nehmen.
Ende Teil 2