Im Jahre 2010 bin ich in die Altenpflege gegangen und sofort hat man überall gehört, dass wir einen Pflegenotstand haben, da keiner mehr die Ausbildung machen möchte. Ich weiß noch genau, wie schlecht ich mich damals gefühlt habe als ich die Ausbildung gemacht habe, weil man die Ausbildung noch selbst finanzieren musste. Im laufe der Jahre hat die Politik wenigstens das geändert und man muss die Finanzierung nicht mehr selbst stemmen.
Das war auch mehr als hart einen Nebenjob, neben 40 stunden in der Woche Schichtdienst zu machen und gleichzeitig immer für das Examen lernen zu müssen. Ich hab mir das gesamte Geld für das Examen hart erarbeitet.
Meine Lebenszeit bekomme ich nicht mehr zurück! Das ist mir heute bewusst und zu dieser Zeit hätte ich niemals gedacht, dass man die Pflege noch viel, viel weiter in den Abgrund schieben kann. Aber so ein richtiger Schlag wurde dem Gesundheitswesen gegeben, als die Corona-Politik begann.
Wir Pflegekräfte fühlen uns oft so undankbar behandelt, weil wir immer schneller arbeiten müssen und immer mehr leisten müssen, während man nicht mal bereit ist qualitativ hochwertige Arbeitsschutzkleidung für seine Mitarbeiter zu investieren so hat die Politik am Anfang verpasst genug Masken, Kittel oder Desinfektionsmittel zu Kaufen, weil sie die Produktion irgendwann lieber im Ausland machen lassen haben, denn da kann man noch mehr an Schutzkleidung und Bestimmungen sparen. Nicht selten erarbeiten Kinder im Ausland unsere Produkte oder andere MENSCHEN unter schlimmen Arbeitsbedingungen, weil alles billig sein muss. Egal um welchen Preis.
Als die Corona-Politik begann und das Thema Impfung im Gesundheitswesen aufgekommen ist, da haben viele Pflegekräfte entschieden, dass sie für immer aus dem Beruf aussteigen, so sehr sie diesen auch Lieben. Denn erst war es allen völlig gleichgültig, ob wir Pflegekräfte geschützt sind oder nicht. Es hat niemanden interessiert, dass in vielen Krankenhäusern Kittel und Mundschutz ausgedampft wurden und man diese den ganzen Tag und am besten mehrere Tage tragen musste. Ich finde es auch bemerkenswert, dass sich niemand sorgen macht, wo all der Müll landet und wie viel in dieser Zeit hinzugekommen ist. Ich habe richtig Angst vor den Bildern die mich erwarten, wenn ich in ferne Länder reise, wo es oft keine Müllabfuhr gibt. Durch all diese Dinge finden wir so gut wie keine neuen Pflegekräfte nicht mal ungelernte! Immer mehr Arbeit wird in eine Minute gesteckt, wenn man körperlich Arbeitet muss jede Sekunde Arbeit mit Aufgaben gefüllt werden, was ich absolut nicht leiden kann und ich habe oft das Gefühl, dass alle Menschen im Büro vergessen, dass sie auch mal eine Minute in die Luft starren.
Jetzt kommt es noch viel härter, die Pflegekräfte kriegen etwas mehr Geld, welches die Patienten finanzieren müssen und das hat man nicht gesagt. Obwohl wir Pflegekräfte deutschlandweit nun nach Tarif bezahlt werden, wissen die Patienten noch immer nicht, was genau auf sie zukommen wird. Da ganz viele alte Menschen sich in der Altersmut befinden, kann man sich vielleicht vorstellen was das bedeutet. Unsere Pflegebedürftigen sind überwiegend unterversorgt, weil sie sich dieses nicht mehr leisten können.
Das macht mich traurig, warum wird das von der Mehrheit der Bevölkerung so ignoriert? Es kann jeden von uns treffen oder einen der Menschen die uns sehr nahe stehen. Wollen wir das es unseren Großeltern oder Eltern so schlecht geht? Ist es uns wirklich so gleichgültig oder sollten wir endlich mal Gemeinsam für unsere Rechte streiken?